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Boom-Startup Slack: Amerikaner brillieren, Deutschland hat das Nachsehen?

Logo von slack

Ein neues amerikanisches Startup-Unternehmen bricht alle Wachstumsrekorde. Gleichzeitig schwächelt der Gründerstandort Deutschland. Aber nicht nur Bürokratie und Regulierungen sind Hindernisse für deutsche Startups.

Von 0 auf 12 Millionen US-Dollar Jahresumsatz. Ein Mitarbeiteranstieg von über 600% im ersten Jahr nach Unternehmensstart. Das sind Zahlen, von denen Gründer träumen. Ein neues US-Startup hat genau das vorgemacht: Slack feierte im Februar einjähriges Bestehen und kann spektakuläre Wachstumsraten verzeichnen. Bereits mehr als 500.000 User nutzen den Dienst, eine Art Schaltzentrale für populäre Cloud-Tools wie die Google Suite, Soundcloud, Dropbox und Twitter.

Innovation Made in Silicon Valley?

Die Vorteile von Slack überzeugen: Nachrichten, Bilder und Dateien aus einer Vielzahl von Diensten landen gebündelt in konfigurierbaren Streams, ähnlich wie bei Facebook. Ein Tool für dutzende Online Dienste – Slack vereinfacht Teamarbeit und digitale Interaktion enorm und schafft Überblick im Meer der Cloud-Apps. Starke Suchfunktionen und intuitive Bedienbarkeit sind weitere Pluspunkte. 

Bahnbrechende Innovation Made in Silicon Valley also? Nicht ganz: Das Chemnitzer Startup Hojoki ging bereits Ende 2011 mit einem ähnlichen Service an Start. Die Gründer um Martin Böhringer hatten es sich damals zum Ziel gesetzt, alle professionell genutzten Cloud-Dienste unter einem Dach zu vereinen. Nach mäßigem Markterfolg versuchten es die Sachsen zwei Jahre später mit dem Spin-Off CatchApp, das den Fokus auf das Monitoring externer Cloud-Apps setzte und zudem über Listenfunktionen verfügte. Ende November 2014 war es dann jedoch auch mit diesem Projekt vorbei.

Nach offiziellen Angaben von CatchApp gab es trotz erfolgversprechender Nutzerzahlen zu wenige zahlende User, sodass sich das Unternehmen nicht selbst tragen konnte. Auch Kapitalgeber hatten das Vertrauen verloren. Warum also legen die Amerikaner mit einer ähnlichen Idee ein fulminantes Wachstum hin, während der Service hierzulande nicht zündet? Zumal Deutschland laut offiziellen Angaben in den Top 5 der Slack-Nutzerländer rangiert.

Gründerstandort Deutschland schneidet mäßig ab 

Deutsche Startup-Unternehmen haben es deutlich schwerer. Im Vergleich zu den USA hinkt Deutschland in Sachen Gründerfreundlichkeit noch immer hinterher. Zunächst einmal sind strenge Regulierungen Wachstumshemmer für aufstrebende Startups. Zwar hat die Bundesregierung angekündigt, bis Mitte 2015 ein Eckpunktepapier umzusetzen, das Startup-Unternehmen unter anderem in den ersten drei Jahren nach Gründung von Berichts- und Informationspflichten befreien soll. Das hilft jedoch wenig, wenn gleichzeitig neue Hürden wie ein hochbürokratischer Mindestlohn geschaffen werden.

Und auch die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen für Venture Capital sind laut einer Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung ISI im internationalen Vergleich teilweise deutlich negativ, etwa durch das Fehlen einer steuerlichen Förderung von Gründungen. Amerikanische Unternehmen wie Twitter haben mit kostenlosen Diensten jahrelang Nutzer gesammelt, bevor es zur Monetarisierung kam. Ist Hojoki das Thema Monetarisierung zu früh und aggressiv angegangen? Haben deutsche Strukturen und fehlende risikofreudige Finanzierungsoptionen die Gründer „gezwungen“?

Deutschland – Land der Risikovermeider

Fakt ist, dass in Deutschland neben rechtlichen und bürokratischen Hürden eine Mentalität vorherrscht, die mit dem typischen „Gründerspirit“ nicht vereinbar ist. Oft ernten junge Gründer Skepsis, wenn sie nach wenigen Monaten Geschäftstätigkeit noch keinen Break Even erreicht haben. Deutschland ist ein Land der Risikovermeider. Hochschulabsolventen träumen von vermeintlich sicheren Jobs bei großen Konzernen, mehr als drei Viertel der jungen Deutschen können sich laut einer aktuellen Studie des Vodafone-Instituts für Gesellschaft und Kommunikation nicht vorstellen, jemals ein digitales Startup zu gründen. 

Überhaupt ist die Risiko-Definition hierzulande in keiner Weise mit den USA vergleichbar. Während amerikanische Gründer mit ihren ersten Unternehmen notwendige Erfahrungen sammeln, gilt unternehmerischer Misserfolg in Deutschland als persönliches Scheitern. Für ein gründerfreundliches Klima muss sich also auch die Auffassung von wirtschaftlichem Erfolg und Misserfolg drastisch ändern. Lernkreisläufe sollten dazu genutzt werden, unternehmerische Visionen zu erproben und den Grundstein für langfristigen Erfolg zu legen. Mit Fokus auf kontinuierliche Learnings auf Grund regelmäßiger Markt-Feedbacks, wie es beispielsweise das Vorgehen Lean Startup vorsieht, kann langfristig auch die deutsche Angst vor dem Risiko verfliegen. 

Dass aussichtsreichen Startups wie Hojoki der Durchbruch nicht möglich war, hängt also nicht nur von zu viel Bürokratie und zu wenigen Geldgebern ab. Auch die öffentliche Meinung leistet einen entscheidenden Beitrag. Vom amerikanischen Pendant der Chemnitzer Jungunternehmer werden wir jedenfalls in Zukunft noch viel hören.

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