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World Usability Day 2015 in Berlin: Lean UX, Probleme und Scheitern befeuern die Innovationskraft

Logo des World Usability Day

Am 12. November 2015 fand der World Usability Day statt, der vor 10 Jahren von der User Experience Professionals’ Association (UXPA)  initiiert wurde. In Berlin organisierte ein ehrenamtliches Team im Ludwig-Erhard-Haus zahlreiche Vorträge, einige Workshops und die gewohnt sympathische und ungezwungene Atmosphäre. Ebenfalls ließen sich wieder abseits der Pausen – ganz im andauernden Sinne der Vernetzung – Kontakte knüpfen und pflegen, wenn sich vereinzeltes Publikum kurzzeitig vor der geschlossenen Tür eines voll besetzten Vortragssaals aufhielt. Begleitet von einem tatkräftigen Catering mit soliden Gaumenfreuden hat mir der Besuch auch dieses Jahr wieder gut gefallen, um mit bekannten Gesichtern und neuen Eindrücken einen aktuellen Abriss aus der Usability- & UX-Szene zu erhalten.
 

Tolle Lösung! Doch über welches Problem sprechen wir hier eigentlich?

hilfreiche Tipps für innovative Design-Lösungen, indem er maßgeblich über „Probleme“ referierte. Gespeist aus den Entwicklungen in der Lean-Bewegung fokussierte er 4 Kernaspekte, um Probleme überhaupt aufzudecken. Nach einer Analyse anhand von im Grunde simplen W-Fragen können dann gemeinsames Verständnis und Ziele aller Beteiligten erörtert werden. Rupert Platz ergänzte seinen Vortrag mit der praktischen Anleitung zum Erarbeiten eines sog. Problem Statements.

Aus eher ungewohnten Perspektiven wurde das diesjährige Thema „Innovation“ beleuchtet. So gab Rupert Platz  hilfreiche Tipps für innovative Design-Lösungen, indem er maßgeblich über „Probleme“ referierte. Gespeist aus den Entwicklungen in der Lean-Bewegung fokussierte er 4 Kernaspekte, um Probleme überhaupt aufzudecken. Nach einer Analyse anhand von im Grunde simplen W-Fragen können dann gemeinsames Verständnis und Ziele aller Beteiligten erörtert werden. Rupert Platz ergänzte seinen Vortrag mit der praktischen Anleitung zum Erarbeiten eines sog. Problem Statements.

Außerhalb der „Nische Agenturwelt“ muss UX wirtschaftlicher gedacht werden

Mutig wurde der Einsatz bzw. die Notwendigkeit von User Experience bei Innovationen hinterfragt. Laut den Aussagen von Dr. Christian Becker findet UX in den meisten Startups sowie häufig in etablierten Unternehmen keine Beachtung – dennoch werden viele Innovationen erzeugt. Der Sprecher zeigte Vorschläge auf, um User Experience (früher) in den Entwicklungsprozess zu integrieren: Das gezielte Verwenden von Formaten wie z.B. Design Sprints könne helfen, die Stärken von UX in Verbindung mit agilen Arbeitsweisen auszuspielen. Becker stellte auch deutlich heraus, dass eine Nutzerzentrierung nicht als Dogma gelten sollte. Stattdessen wies er auf die Annäherung an ein ganzheitliches Denken im Business-Modell wie dem Lean Canvas hin.

Grundsätze und Chancen von Innovation

Welche Faktoren bilden eine Innovation erst zu einer solchen aus? Diese Frage beantwortete Knut Polkehn in seinem Vortrag und in Kürze lautete seine Rechnung: Idee + Mehrwert + Machbarkeit + Umsetzung = Innovation. Klingt vielleicht banal, doch als ebenso inspirierend beschrieb mir anschließend ein befreundeter WUD-Teilnehmer seine Wahrnehmung – den jungen Interfacedesigner interessierte gerade das Prozesshafte in den Ausführungen Polkehns zur Formulierung eines allgemein gültigen Innovationsmodells.

Mit Multi-Device Experiences befasste sich Stefan Freimark. Er nannte drei erfolgsversprechende Merkmale und der Leitsatz „Consistent – Continuous – Complementary“ wurde mit anschaulichen Beispielen aus der digitalen Welt erläutert. Obwohl es dabei vom E-Reader über die Smart Watch bis hin zum Hörgerät sehr technisch zuging, distanzierte sich Freimark abschließend von einem alleinigen Fokus auf die Orientierung an den (künftigen) technischen Möglichkeiten. Eine ebenso wichtige Grundlage innovativer Konzepte sollten stets die Nutzerbedürfnisse sein.
 

Nicht so schlimm, Scheitern gehört nun mal dazu

Das sehr nutzerzentrierte Fallbeispiel einer Business Innovation erklärte Tamara Jeutner und offenbarte damit einen gewagten Ansatz. So konnte die innovative Erweiterung eines Online-Angebots erst realisiert werden, nachdem durch einen Test bestätigt wurde, dass zahlreiche Nutzer besagte Erweiterung annehmen würden. Gewagt daran ist, dass das vermeintlich umgehende Nutzungsversprechen eben noch gar nicht realisiert war. Im Hinblick auf den späteren Erfolg der Innovation nahmen Jeutner und ihr Team die Versuchskaninchen halt in Kauf.

Seinen Vortrag zum „Scheitern“ begann Dr. Sebastian Kunert ganz passend mit technischen Problemen zwischen Laptop und Beamer. Auf sehr amüsante Art und Weise erörterte er danach, dass Verbesserung und damit Veränderung zwangsläufig einen Störfaktor für ein eingespieltes System bedeutet. Kunert machte deutlich, dass die Gefahr eines potentiellen Misserfolgs der (versuchten) Innovation aber nicht davon abhalten sollte, dieses Risiko einzugehen. Denn immer wieder gelingt es ja, dass ein neues Zahnrad das System erfolgreicher zu gestalten vermag – und zwar nachdem viele andere Vorgänger schon vor der Realisierung gescheitert sind.
 

Fazit: Der WUD 2015 im Spannungsfeld zwischen Innovation und Altbewährtem

Mein persönlicher Gesamteindruck vom WUD 2015 ist durchaus positiv. Zum wiederholten Mal wurde deutlich, dass Konzepter, Designer, Entwickler und natürlich Usability‐ sowie UX‐Experten an einem Strang ziehen müssen, um wirklich überzeugende Ideen erfolgreich und mit nachhaltiger Wirkung zu realisieren. Anschauliche Beispiele belegten die bisherige Anwendung jener Praxis und gaben Mut, diese Vorgaben noch öfter und intensiver in zahlreiche Arbeitsabläufe zu integrieren. Anhand des aktuellen Mottos hatte ich mir allerdings noch mehr angewandte „Innovation“ gewünscht. Manche Ausführungen empfand ich fast als zu grundlegend für diesen Fachkongress, jedoch konnte ich aufgrund paralleler Zeiten in mehreren Sälen nur eine Auswahl von Vorträgen besuchen. Zudem war mir eine Workshop‐Teilnahme leider nicht vergönnt, aber ich hoffe, dass es im kommenden Jahr wieder gelingt und sich dadurch auch das aktive und visionäre Gefühl verstärkt.

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