Über eine Milliarde Menschen leben weltweit mit einer Form von Behinderung. Diese Zahl verdeutlicht die dringende Notwendigkeit, digitale Zugänglichkeit und Inklusion noch weiter in den Fokus zu rücken. Der heutige Global Accessibility Awareness Day soll genau auf diesen Umstand aufmerksam machen. An diesem Tag, aber auch darüber hinaus, konzentrieren wir uns darauf, wie digitale Angebote so gestaltet werden können, dass sie für Menschen mit unterschiedlichen Ausgangsbedingungen nutzbar sind. Der aktuelle Fortschritt im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) kann dabei eine entscheidende Rolle spielen. Durch den Einsatz ausgewählter KI-gestützter Technologien lassen sich Hindernisse im digitalen Raum nicht nur identifizieren, sondern auch schneller und effizienter beseitigen. In diesem Beitrag werden Möglichkeiten beleuchtet, wie KI zur Schaffung eines inklusiveren digitalen Raumes beitragen kann.
Dank innovativer Technologien zur barrierefreien Webseite
KI-basierte Werkzeuge revolutionieren die Präsentation und Wahrnehmung digitaler Inhalte. Sie ermöglichen es, Videos mit automatischen Untertiteln auszustatten und Texte in leichter Sprache anzubieten, wodurch Menschen mit Handicaps ein neuer Zugang zu Informationen eröffnet wird. Insbesondere für blinde oder sehbehinderte Menschen erweitert die KI im Bereich der Bilderkennung die Möglichkeiten erheblich, etwa durch die Erstellung alternativer Bildbeschreibungen. Dabei werden mittels einer Auszeichnung im HTML-Code der Website Bildinformationen textuell beschrieben und in sogenannten Alternativtexten notiert. Diese wiederum können von assistiven Technologien, wie bspw. Screenreadern ausgelesen und dem User präsentiert werden. Spezialisierte Tools, wie beispielsweise unsere hauseigene TYPO3-Extension MKContentAI, analysieren Bilder und erstellen darauf basierende Alternativtexte, die wie eben beschrieben vorgelesen werden können, um Bildinhalte zugänglicher zu machen. Durch die Integration fortschrittlicher Bilderkennungs-APIs unterstützt die TYPO3-Extension Content-Manager:innen und Redakteur:innen dadurch, Inhalte noch schneller barrierefrei und nutzerfreundlicher zu gestalten.
Die Optimierung semantischer HTML-Strukturen stellt ein weiteres bedeutendes Potenzial zur Verbesserung der Web-Zugänglichkeit dar. Screenreader, die von Menschen mit Sehbehinderungen genutzt werden, sind auf gut strukturierten HTML-Code angewiesen, um Inhalte korrekt zu interpretieren und zu verbalisieren. Fehlerhafter oder unzureichend strukturierter Quellcode kann die Zugänglichkeit beeinträchtigen. Hier bietet KI eine potentielle Unterstützung, indem sie Entwickler:innen hilft, Probleme im semantischen HTML zu erkennen und automatisch zu korrigieren.
Auch im Bereich der Spracherkennung und Transkription hat KI signifikante Fortschritte gemacht. Die Umwandlung gesprochener Inhalte in Untertitel oder Transkripte baut Kommunikationsbarrieren ab und schafft eine inklusivere Web-Erfahrung für Menschen mit entsprechenden Einschränkungen.
Zudem fördert die durch KI gesteuerte Personalisierung von Webinhalten eine auf den Einzelnen zugeschnittene Nutzungserfahrung. Durch Analyse des Nutzerverhaltens lassen sich Webseiten an die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen der Betroffenen anpassen. Die Möglichkeit, Seiteninhalte, aber auch Gestaltungsaspekte wie Schriftgrößen, Farben und Navigationselemente zu personalisieren, steigert nicht nur die Zugänglichkeit, sondern auch die Benutzerfreundlichkeit. Diese Anpassungen ermöglichen es, Webinhalte individuell auf die Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen abzustimmen. Beispielsweise können Personen mit Sehbehinderungen von größeren Schriftgrößen und kontrastreichen Farbkombinationen profitieren, die das Lesen erleichtern und die Augenbelastung reduzieren. Ebenso können Menschen mit motorischen Einschränkungen durch intuitiv gestaltete Navigationselemente, die leicht zu erreichen und zu bedienen sind, eine verbesserte Interaktion mit digitalen Inhalten erfahren.
Welche Risiken sind zu beachten?
Beim assistiven Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Erstellung eines digitalen Webangebots, insbesondere im Kontext der Barrierefreiheit, sind allerdings auch einige Risiken zu beachten. Erstens erfüllen automatisierte KI-basierte Lösungen, häufig nicht automatisch die gesetzlichen Anforderungen, wie sie durch die BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) in Deutschland oder die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) auf internationaler Ebene festgelegt sind. Solche Tools können zwar einen Beitrag zur Verbesserung der Zugänglichkeit leisten, ersetzen jedoch nicht die Notwendigkeit einer menschlichen Überprüfung und Anpassung. Darüber hinaus kann die automatisierte Erkennung und Behebung von Barrierefreiheitsproblemen fehlerhaft sein, was bedeutet, dass einige Barrieren unentdeckt bleiben oder nicht korrekt behoben werden. Weiterhin ist zu betonen, dass Barrierefreiheit ein fortlaufender Prozess ist, der regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen erfordert, um mit den sich ändernden Inhalten und Technologien Schritt zu halten. Eine mögliche Abhängigkeit von KI-Tools kann dazu verleiten, die kontinuierliche Pflege und das Bewusstsein für Barrierefreiheitsprinzipien auf Dauer zu vernachlässigen. Bei angemessener Berücksichtigung dieser Überlegungen und sorgfältiger Anwendung von KI-basierten Tools eröffnen sie allerdings trotz dessen die Möglichkeit, den Weg zu einer barrierefreien Internetpräsenz zu unterstützen.
Ihr Partner auf dem Weg zur digitalen Barrierefreiheit
Als Experten in Hinblick auf Consulting zur Barrierefreiheit und Barrierefreies Webdesign sehen wir im vermehrten Einsatz von KI-Tools zur Verbesserung der Barrierefreiheit nicht nur eine Chance auf eine inklusivere digitale Welt, sondern auch die Möglichkeit die Effizienz für Entwickler:innen und Content-Ersteller:innen zu steigern.