Bei digitaler Inklusion geht es darum, das Web und andere digitale Technologien für alle zugänglich zu machen. Dabei sollte es egal sein über welche Fähigkeiten die Personen verfügen, denn jede Person sollte die gleichen Erfahrungen im Web machen können. Aus unserer Erfahrungen mit Kunden im Bereich Beratung zur Barrierefreiheit und Erstellung eines Barrierefreien Webdesign wissen wir: Die Realisierung eines barrierefreien Webangebots ist kein einmaliges Projekt sondern ein stetiger Prozess der Verbesserung und Anpassung. Nur so kann dauerhaft ein barrierefreies Webangebot sichergestellt werden. Jedoch bedarf es eines kompetenten Teams, welches die Umsetzung und Erhaltung der barrierefreien Website über die initiale Erstellung hinaus realisiert. Bestimmte Aufgabenfelder und Kompetenzen müssen abgedeckt sein, um ein optimales Verständnis für jeden schaffen zu können. Zudem sollte ein Plan mit konkreten Zielen und Priorisierungen vorliegen, um ihre Webangebot an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus unserem Leitfaden zur digitalen Barrierefreiheit. Der kostenlose Leitfaden liefert Ihnen viele praktische Vorschlägen, wie Sie digitale Barrierefreiheit in Ihrer Organisation anpacken können und damit Barrieren aus dem Weg räumen, die Nutzer:innen am Zugriff auf wichtige digitale Dienste hindern. Laden Sie sich den vollständigen Ratgeber hier kostenlos herunter: www.dmk-ebusiness.de/downloads/leitfaden-digitale-barrierefreiheit
Web-Barrierefreiheit ist ein Prozess, kein schnelles Projekt
Einer der häufigsten Fehler, die Organisationen bei der Förderung und Umsetzung von digitaler Inklusion machen, ist es, Web-Barrierefreiheit als singuläres Projekt mit festem Start- und Enddatum anzusehen, statt sie fest in ihren Website-Prozessen zu verankern.
Zu den Risiken, die damit verbunden sind, Web-Barrierefreiheit nur als einmalige Maßnahme zu betrachten, zählen:
- Schlechte Nutzererfahrungen
- Abschreckung potenzieller Kunden
- Ggf. Geldbußen oder Gerichtsverfahren
Der Irrglaube, man könne Barrierefreiheit im Nachhinein als einmaliges Projekt an eine Website „anhängen“, gehört zu den Hauptgründen, warum sich die Barrierefreiheit einer Website mit der Zeit verschlechtert.
Barrierefreiheit und die Prinzipien des inklusiven Designs sollten in jeder Organisation als kontinuierlicher Prozess verankert sein. Viele Einrichtungen entscheiden sich jedoch dafür, sie nachträglich einzuführen, und machen sich dabei oft mehr Gedanken über die Einhaltung von Vorschriften als über die tatsächliche Nutzererfahrung. Dies wiederum kann zu unerwünschten Konsequenzen sowohl für die Organisation als auch für die Benutzer ihrer Website führen. In jedem Fall ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Inhalte und Funktionen der Website für Besucher mit Behinderungen weniger effektiv sind, und es können zusätzliche Kosten entstehen, wenn zu einem späteren Zeitpunkt noch Änderungen vorgenommen werden müssen.
Wenn Sie Best Practices für Barrierefreiheit bereits während der Arbeit am Website-Relaunch berücksichtigen, anstatt erst im Nachhinein einen „Barrierefreiheits-Check“ durchzuführen, kann Ihr Team seine Projekte schneller, effektiver, budgetgerecht und wirklich barrierefrei abschließen.
Zusammenstellung eines Teams für digitale Barrierefreiheit
Der erste Schritt hin zu einer barrierefreien Website besteht darin, ein Team zu bilden, das den Auftrag hat, digitale Barrierefreiheit umzusetzen und aufrechtzuerhalten. Ein solches Kernteam aus internen Experten sorgt dafür, dass digitale Barrierefreiheit innerhalb Ihrer Organisation als Priorität behandelt wird.
Bei der Bildung dieser Arbeitsgruppe müssen Sie sieben unterschiedliche Bereiche abdecken. Die hier genannten Bereiche können selbstverständlich entweder intern durch Mitarbeiter*innen oder durch externe Anbieter abgedeckt werden. Aus Gründen der Einfachheit sprechen wir an dieser Stelle von Personen.
1. Webentwicklung
Sie benötigen eine Person in Ihrem Team, die für Webentwicklung und technische Aspekte zuständig ist, vorhandenen Code prüft und neuen Code gemäß den Standards für digitale Barrierefreiheit einführt. Sie trägt die Verantwortung für Dinge wie Tastaturbedienbarkeit, durch die gewährleistet wird, dass Besucher auf sämtliche Schaltflächen, Links und Formularfelder Ihrer Website allein per Navigation mit der Tabulatortaste (Tab) zugreifen können.
2. Design
Ein Experte für visuelles Design und UX ist wichtig, um allen Besuchern Ihrer Website das bestmögliche Nutzererlebnis zu bieten. Diese sieben Leitlinien für barrierefreies Design vom UX Collective ermöglichen einen optimalen Einstieg.
3. Content-Autoren
Sie benötigen einen Content-Autoren, der für die Erstellung von barrierefreien Inhalten verantwortlich ist. Erfahrene Autoren finden das ideale Gleichgewicht aus klarem, Screenreader-freundlichem Beschreibungstext und kreativen Inhalten, die Ihre Zielgruppe ansprechen. Werfen Sie einen Blick auf diese Checkliste für Barrierefreiheit im Web, die Content-Autoren in einigen einfachen Schritten beim Verfassen barrierefreier Inhalte hilft.
4. Qualitätssicherung
Vor der Veröffentlichung einer Webseite sollte sie von einer für Qualitätssicherung zuständigen Person und/oder mithilfe eines Qualitätssicherungs-Tools geprüft werden. Die verantwortliche Person wird Ihre Website außerdem regelmäßigen Barrierefreiheits-Tests und Benutzertests unterziehen.
5. Recht
Eine Person mit Kenntnis der aktuellen Gesetze zur Barrierefreiheit im Web und der entsprechenden rechtlichen Dokumente ist essentiell, damit Ihr Team Fehltritte und potenzielle Sanktionen vermeiden kann. Diese Person fungiert als Ihre erste Anlaufstelle, wenn Fragen zur Auslegung der digitalen Barrierefreiheit durch Landes- und EU-Recht aufkommen.
6. Projektmanager
Für die Leitung Ihres Teams benötigen Sie einen Projektmanager, der die Arbeit des Teams koordinieren und das Programm voranbringen kann. Diese Person ist auch für die Erfassung und Kommunikation der Ergebnisse zuständig.
7. Führungsebene
Neben diesen Team-Mitgliedern, die alle operativen Aufgaben übernehmen, sollten Sie außerdem jemanden aus dem Führungsbereich mit der Unterstützung der Arbeit Ihres Teams betrauen. Diese Person kann bei wichtigen Präsentationen eine Schlüsselfunktion einnehmen und das Engagement Ihrer Organisation für digitale Barrierefreiheit stärken.
Tipp:
Wenn Sie mit externen Dienstleistern und Tools arbeiten wollen, prüfen Sie, ob hierzu eine Ausschreibung notwendig ist. Starten Sie diesen Prozess frühzeitig, um externe Anbieter von Beginn an in Ihren Barrierefreiheits-Prozess einbinden zu können.
Status-Quo-Prüfung Ihrer Websites auf Probleme mit der digitalen Barrierefreiheit
Bevor Sie an die Arbeit gehen können, braucht Ihr Team einen Überblick über alle Websites und Domains, für das es zuständig ist - und davon könnte es mehr geben, als Sie denken. Erstellen Sie zunächst eine Übersicht aller Webdienste im Besitz Ihrer Organisation. Um diese Daten zu erheben, können Sie auch automatisierte Tools verwenden.
Wenn der Projektrahmen klar abgesteckt ist, sollte jede einzelne Webseite eingehend auf Beeinträchtigungen der digitalen Barrierefreiheit geprüft werden. Die wichtigsten Elemente dabei sind:
- Text
- Bilder
- Links
- Audio und Video
- Sitemaps
Sie können einfache manuelle Tests durchführen, indem Sie zum Beispiel Ihre Maus und Ihr Trackpad deaktivieren, um zur Navigation auf den einzelnen Seiten nur Ihre Tastatur zu verwenden. Außerdem könnten Sie Ihre PDFs oder Word-Dokumente einzeln durchgehen. Noch besser wäre es, die Hilfe einer Person mit Handicap in Anspruch zu nehmen, die die Nutzerfreundlichkeit Ihrer Website prüfen kann.
Wenn jemand in Ihrer Einrichtung über die nötigen technischen Fertigkeiten für Audits verfügt, kann diese Person eine detaillierte Prüfung auf Einhaltung der Richtlinien vornehmen. Wenn Sie jedoch nicht genügend Zeit oder Ressourcen für manuelle Tests haben oder das Projekt Dutzende oder sogar Hunderte von Webdiensten umfasst, können Sie für Ihre Prüfung automatisierte Testlösungen wie den Siteimprove Accessibility Checker verwenden.
Erstellen Sie anhand Ihrer Ergebnisse einen ausführlichen Bericht, den Sie als Ausgangspunkt für zukünftige Verbesserungen nutzen können.
Erstellung eines zielgerichteten Plans für digitale Barrierefreiheit
Nach Abschluss Ihrer Prüfung müssen Sie einen Plan für die Priorisierung und Behebung aller Probleme mit der Barrierefreiheit Ihrer Website erstellen.
Ihr Plan sollte mindestens fünf Ziele umfassen:
- Ein Leitbild für die Ausrichtung der Ziele Ihrer Einrichtung im Bereich der digitalen Barrierefreiheit
- Eine Liste mit priorisierten Aufgaben, die für jede Aufgabe auch die zuständigen Personen und Stakeholder aufführt
- Einen klaren Zeitplan, der an den Compliance-Fristen ausgerichtet ist
- Einen ausführlichen Compliance-Plan
- Methoden für die Messung der Erfolge
Wie genau Sie Ihre Aufgaben nach Abschluss der Prüfungen priorisieren, hängt von den Ressourcen Ihres Teams und dem Zeitrahmen ab. Eine bewährte Vorgehensweise besteht darin, mit den technischen und inhaltlichen Probleme zu beginnen, die sich am leichtesten beheben lassen, wie beispielsweise das Hinzufügen von Transkripten zu allen Audio-Inhalten.
Für komplexere Probleme, die eine größere Anzahl von Stakeholdern betreffen und tiefgreifende Änderungen an Ihrem Webdesign und Ihren Inhalten erfordern, sind wahrscheinlich infrastrukturelle Änderungen an den Arbeitsprozessen Ihrer Organisation erforderlich. Dazu zählt auch die Verbesserung der digitalen Barrierefreiheit als Teil Ihrer langfristigen Planung. Im Rahmen der Umsetzung solcher Änderungen spielen geeignete Schulungsmaterialien und ein robuster Compliance-Plan eine Schlüsselrolle.
Weitere Praxistipps zum Thema Digitale Barrierefreiheit finden sie in unserem gleichnamigen Leitfaden. Darunter noch Antworten auf folgende Fragen:
- Was sind die gesetzlichen Grundlagen für digitale Barrierefreiheit?
- Was sind die wichtigsten Schritte, um langfristig die digitale Barrierefreiheit sicherzustellen?
Laden Sie sich den vollständigen Ratgeber hier kostenlos herunter: www.dmk-ebusiness.de/downloads/leitfaden-digitale-barrierefreiheit