Jeff Sutherland und Ken Schwaber haben Ende letzten Jahres den Scrum Guide, das Rahmenwerk für die agile Teamarbeit, in neuer Fassung veröffentlicht. Dies stellt die fünfte Überarbeitung seit der Erstveröffentlichung im Jahre 2010 dar. Der Scrum Guide ist kürzer und präziser in seiner Beschreibung geworden. Ziel war es, das Rahmenwerk so zu optimieren, dass es allgemeingültig für eine Vielzahl an Branchen geeignet und nicht ausschließlich für die Softwareentwicklung ausgelegt ist. Im Folgenden zeigen wir auf, welche Neuerungen der Scrum Guide in seiner aktuellsten Version mit sich bringt.
Die Neuerungen im Überblick
- Terminologie einfacher und allgemeingültiger
- Weniger Vorschriften innerhalb des Frameworks
- Vereinfachung zu einem zusammengehörigen Scrum Team
- Das Team ist nicht mehr selbstorganisiert, sondern selbstverwaltend
- Einführung des Product Goals und genaue Abgrenzung zu anderen Begriffen
- Artefakten werden klarer beschrieben und bekommen Verpflichtungen
- Neue Fragestellungen wurden in der Sprintplanung ergänzt
Neuerungen im Detail
Vereinfachte Terminologie
Die gesamte Terminologie innerhalb des Scrum Guides wurde deutlich vereinfacht. Unnötige Doppelungen sowie alle Fachbegriffe und Referenzen zu IT-Projekten wurden entfernt. Damit ist der gesamte Scrum Guide nicht mehr zu detailliert und gibt ein klares Statement, dass Scrum nicht nur für die Softwareentwicklung geeignet ist, sondern sich in einer Vielzahl an Branchen anwenden lässt.
Weniger Vorschriften
Das gesamte Regelwerk wurde reduziert und auf das Nötigste beschränkt. Somit ist der gesamte Guide nun wesentlich kürzer und kompakter. Es wurden beispielsweise Inhalte entfernt, die eigentlich als Klarstellungen oder Vorschläge für den praktischen Umgang mit dem Regelwerk gedacht waren, aber in der Anwendung häufig falsch aufgefasst und als Vorschriften angesehen wurden. Als konkretes Beispiel wurden die drei Fragen im Daily (Was habe ich erreicht? Was werde ich erreichen? Wie kann das Team mir dabei helfen?) aus dem Guide gestrichen. Somit wird den Teammitgliedern die Möglichkeit gegeben, dieses tägliche 15-Minuten-Meeting frei nach ihren Bedürfnissen zu gestalten und den bekannten Fragendreiklang als Best Practice zu verstehen.
Aus dem Entwickler-Team werden Entwickler
Die Rolle des Entwickler-Teams wurde umbenannt, um Missverständnisse zu vermeiden. So kam bisher die Frage auf, warum das Entwickler-Team gleichzeitig eine Rolle und ein Team ist, oder warum ein Team im Team existiert. Die im Entwickler-Team zusammengefassten Protagonisten haben nun ganz einfach die Rolle “Entwickler” bekommen und bilden gemeinsam mit dem Product Owner und dem Scrum Master das Scrum-Team. Damit wird hervorgehoben, dass alle gemeinsam ein Produktziel verfolgen und einheitlich für die Erreichung dieses Ziels verantwortlich sind.
Das Team ist nun selbstverwaltend
Mit der Änderung der Wortwahl von einem selbstorganisierten (“self-organizing”) hin zu einem selbstverwalteten (“self-managing”) Team soll klarer ausgedrückt werden, dass das Scrum Team seine Arbeit, Prozesse und den Fortschritt selbst plant, strukturiert und überwacht. Diese Veränderung unterstreicht, dass ein Scrum Team ein autonomes Team ist. Ein Team, welches dafür verantwortlich ist, eigenständig ein wertvolles und nützliches Produkt zu erzeugen.
Produktziel
Um das Produktziel noch mehr in den Fokus zu rücken, wurde das sogenannte Product Goal eingeführt. Dies beschreibt den zukünftigen Zustand des Produkts und hält eindeutig fest, worauf das Scrum-Team hinarbeitet. Jedes Produkt kann nur ein Produktziel gleichzeitig besitzen. Dieses unterstützt das Team dabei, Sprints so zu planen, dass diese der Erreichung des Ziels dienen. Gleichzeitig wird der Fortschritt zur Erreichung des Produktziels messbarer.
Commitments für Artefakte eingeführt
Bisher war im Scrum Guide nicht klar genug beschrieben, welchen Platz Sprintziel und Definition of Done konkret einnehmen. Sie waren weder Bestandteil einer Rolle, einer Zeremonie, noch eines Artefakts. Das Ganze war nicht greifbar genug, um damit zu arbeiten und gleichzeitig nicht abstrakt genug, um den Sprint nicht zu beeinflussen.
Um dies zu verbessern, wurden mit dem neuen Guide sogenannte Commitments eingeführt. Diese beschreiben die drei Artefakte Product Backlog, Sprint Backlog und Inkrement näher und geben Klarheit über deren Zweck, Kontext und Wert:
- Das Scrum Team arbeitet am Product Backlog um das Produktziel zu erreichen.
- Die Arbeit am Sprint Backlog führt zur Erreichung des Sprintziels.
- Inkremente gelten als erfüllt, wenn sie der Definition of Done entsprechen.
Neue Aspekte für das Sprint Planning
Mit der Einführung der Commitments hat das Sprintziel nun einen festen Platz im Sprint Backlog gefunden. Das Scrum-Team definiert das Sprintziel im Sprint Planning gemeinsam und beantwortet dabei,
- welche Einträge des Product Backlogs im nächsten Sprint fertig gestellt werden können, und
- wie die ausgewählte Arbeit erledigt werden kann.
Zudem wurde nun die Frage hinzugefügt:
- Warum ist dieser Sprint wertvoll für unsere Stakeholder?
Die Antwort auf den letzten Punkt wird im Sprintziel festgehalten. Alles zusammen stellt den Sprint Backlog am Ende des Sprint Plannings dar.
So bringen Sie Scrum in Ihren Projektalltag
Die überarbeitete Version des Scrum Guides macht deutlich, dass Scrum für alle Branchen geeignet ist und überall Anwendung finden kann, wo Projekte in Teams gemeistert werden müssen. Mit dem nötigen Know How und den richtigen Hilfsmitteln kann also jedes Team Scrum erlernen und für den eigenen Projekterfolg nutzbar machen. Aus diesem Grund haben wir im Zuge der Veröffentlichung des neuen Scrum Guides unser beliebtes Scrum Starter Kit überarbeitet.
Inhalte des Scrum Scrum Starter Kits
Dieses wurde auf Basis unserer langjährigen Erfahrung im Bereich Digital Transformation Consulting entwickelt und beinhaltet alle nützlichen Informationen, Werkzeuge und Hilfsmittel für das schnelle Erlernen und die sofortige Nutzung von Scrum im eigenen Projektkontext. Passend dazu bieten wir ein halbtägiges Seminar zum agilen Projektmanagement mit Scrum an, in welchem wir relevantes Grundlagenwissen zur Arbeit mit Scrum vermitteln.
Mehr Infos zum Scrum Starter Kit sowie zum Scrum-Seminar finden Sie unter www.dmk-ebusiness.de/landingpage/scrum-starter-kit